Fliegen für 19 Euro, Bahnfahren für 150? So sabotiert die Politik die Verkehrswende

Hast du auch schon einmal versucht, spontan eine Bahnfahrt zu buchen, nur um dann frustriert auf die Preise zu schauen? Gleichzeitig findest du einen Flug zum selben Ziel für die Hälfte oder sogar ein Viertel des Preises. Es ist absurd: Der Verkehrsträger, der die Umwelt am meisten belastet, ist oft der günstigste – während die nachhaltige Alternative, die Bahn, ein Luxus bleibt. Warum das so ist und was wir dagegen tun können, möchte ich dir in diesem Beitrag erklären.

1. Billigflüge vs. Bahn: Eine absurde Preisschlacht

Ein Beispiel, das fast jeder kennt: Du möchtest von Frankfurt nach Barcelona reisen. Ein Flugticket bekommst du oft für unter 50 Euro. Die Bahnfahrt? Sie kostet dich je nach Buchungszeitpunkt 150 Euro oder mehr.

Warum ist das so? Flüge sind deshalb so billig, weil Kerosin – der Kraftstoff für Flugzeuge – steuerfrei ist. Airlines profitieren von massiven Subventionen. Laut Umweltbundesamt werden allein in Deutschland jährlich rund 12 Milliarden Euro an Steuervorteilen für den Luftverkehr bereitgestellt. Hinzu kommen niedrige Ticketpreise durch aggressive Wettbewerbsstrategien von Billigfluggesellschaften. (Quelle: Umweltbundesamt)

Die Bahn hingegen zahlt hohe Energie- und Mehrwertsteuern, was ihre Betriebskosten – und damit auch die Ticketpreise – in die Höhe treibt.

2. Frankreich zeigt, wie es besser geht

Ein Land, das bereits Schritte in die richtige Richtung unternommen hat, ist Frankreich. Seit 2023 sind dort innerfranzösische Kurzstreckenflüge verboten, wenn es eine gleichwertige oder schnellere Alternative mit dem Zug gibt. Das betrifft zum Beispiel Verbindungen wie Paris–Lyon oder Paris–Bordeaux, wo der TGV schneller ist als das Flugzeug, wenn man Check-in und Sicherheitskontrollen berücksichtigt. (Quelle: BBC)

Das Gesetz hat nicht nur die Zahl der Kurzstreckenflüge reduziert, sondern auch den Schienenverkehr gestärkt. Es zeigt, dass der Zug eine konkurrenzfähige Alternative sein kann – wenn die Infrastruktur stimmt.

3. Das Problem in Deutschland: Marode Schienen und fehlende Züge

Während Frankreich mit dem TGV und seinen Nachtzugverbindungen europaweit Vorreiter ist, steht Deutschland beim Schienenverkehr noch immer auf wackeligen Beinen. Die Deutsche Bahn kämpft mit veralteter Infrastruktur, ständigen Verspätungen und einem Schienennetz, das nicht für die steigende Nachfrage ausgelegt ist. Laut einem Bericht des ADAC stammen über 20 % der Schieneninfrastruktur aus den 1960er-Jahren und sind dringend sanierungsbedürftig. (Quelle: ADAC)

Was Deutschland dringend braucht:

  1. Massiver Ausbau des Schienennetzes. Alte Strecken müssen modernisiert und neue gebaut werden, um Kapazitätsengpässe zu vermeiden.
  2. Mehr Nachtzüge. Viele Menschen verzichten auf längere Bahnreisen, weil sie keine Möglichkeit haben, über Nacht zu reisen. Die Deutsche Bahn hat ihre Nachtzugangebote in den letzten Jahren stark reduziert, während andere Länder diese ausbauen. (Quelle: Tagesschau)
  3. Sinkende Preise. Bahnfahren muss günstiger werden – und zwar deutlich. Es kann nicht sein, dass ein Zugticket oft mehr kostet als ein Flug.

4. Was die Politik ändern muss

Die Preisdiskrepanz zwischen Bahn und Flugzeug ist kein Zufall – sie ist politisch gewollt. Wenn wir wirklich eine Verkehrswende wollen, braucht es konkrete Maßnahmen:

  • Abschaffung der Steuerbefreiung für Kerosin. Laut EU-Kommission könnte eine europaweite Kerosinsteuer bis 2050 rund 60 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. (Quelle: Europäische Kommission)
  • Mehr Subventionen für die Bahn. Frankreich investiert jährlich Milliarden in den Ausbau des TGV-Netzes, während Deutschland oft an der Modernisierung scheitert.
  • Kurzstreckenflüge ersetzen. Innerhalb der EU könnten Flüge zwischen Städten, die mit der Bahn in unter vier Stunden erreichbar sind, problemlos verboten werden.

5. Die Bahn als echte Alternative: Vision für die Zukunft

Stell dir vor, du könntest in Deutschland spontan eine Zugfahrt buchen, ohne dich über die Preise ärgern zu müssen. Stell dir vor, du hättest auf internationalen Strecken die Wahl zwischen einem schnellen Hochgeschwindigkeitszug oder einem komfortablen Nachtzug – und beides wäre erschwinglich.

Das ist keine Utopie, sondern in vielen Ländern längst Realität. Die Schweiz, Frankreich oder die Niederlande zeigen, wie es gehen kann. Deutschland könnte von diesen Ländern lernen und den Schienenverkehr endlich zu einer echten Alternative machen.

6. Mein Fazit: Wir müssen umdenken

Es ist absurd, dass das klimaschädlichste Verkehrsmittel oft das günstigste ist, während die nachhaltigste Option ein Luxus bleibt. Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen und:

  • Kerosin-Steuerbefreiungen abschaffen.
  • Subventionen für den Bahnverkehr massiv ausbauen.
  • Kurzstreckenflüge ersetzen.

Nur so kann die Bahn zu einer echten Alternative werden – nicht nur für dich, sondern für alle. Es geht nicht darum, Fliegen komplett zu verbieten. Aber die Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass die nachhaltige Wahl auch die logische Wahl ist.

Was denkst du? Schreib mir deine Meinung – ich bin gespannt, wie du darüber denkst.

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